♪♫ Autos & Computer
Supersensitive computergesteuerte Metropolen
Deutsche Leitkultur Blog by Christian Raum
Berlin, February 22nd 2021
Die großen IT- und Netzwerkanbieter arbeiten an ihren Konzepten von Smart Cities und bauen unsere Welt um. Hierfür statten sie Komponenten und Bauteile mit Sensoren aus und verbinden sie zu einem Internet-of-Things-System. Wenn eine Stadt der Zukunft erst einmal realisiert ist, ist deren Wertschöpfung nahezu unerschöpflich.
Die ideale „smarte“ Stadt ist ein Computer mit Sensoren. Dieser Computer verwaltet Gebäude, er steuert den Verkehr. Die Informationstechnologie kümmert sich darum, dass alte Leute sicher über die Straße kommen und gleichzeitig stellt sie sicher, dass alle Wohnungen mit Energie, Wärme und Internet versorgt sind.
Der Weg zu dieser Stadt der Zukunft wird kontrovers diskutiert. Jedes Land, jede Stadt, auf jedem Kontinent sind die Aspekte verschieden gewichtet. In Europa arbeiten Stadtplaner und Softwareingenieure daran, alte Städte mit Sensorik auszustatten und zu vernetzen.
In Asien dagegen entstehen ganze Metropolen auf dem Computer. Die verschiedenen digitalen Städte werden mit Daten aus dem wirklichen Leben gefüllt. Als Simulation zeigt die virtuelle Stadt, ob ihr Zwilling in der Realität funktionieren kann. Dies ist die Blaupause für die Geschäftsmodelle der beteiligten Unternehmen und Staaten. Wenn das Feedback positiv ist, wird die Stadt gebaut und damit eine Wertschöpfung von vielen Milliarden Dollar angestoßen.
In den vergangenen Jahren haben Politiker und Stadtplaner kaum einen Zweifel daran gelassen, dass für sie die smarte, nachhaltige und energiesparende Stadt das Modell für die Zukunft ist. In einem Arbeitspapier der UNO heißt es: „Menschen verbringen zwischen 80 und 90 Prozent ihres Lebens innerhalb von Gebäuden. In den Vereinigten Staaten stehen die Gebäude für 36 Prozent des gesamten Energieverbrauches, für 30 Prozent der Treibhausgasemissionen, für 30 Prozent des Mülls. Gebäude verbrauchen 65 Prozent des erzeugten Stroms.“ Für die Autoren unterstreichen diese Zahlen die Notwendigkeit, „Gebäude in Smart Buildings zu verändern“.

Hunderte Millionen Gebäude weltweit
Tatsächlich gibt es weder Daten noch Schätzungen darüber, wie viele Gebäude überhaupt auf der Erde existieren.
Ein kurzes Gedankenspiel: Die Zahl der Gebäude in Manhattan schätzt die New York Times im Jahr 2013 auf rund 47.000. Insgesamt gäbe es in ganz New York etwa eine Million Häuser, Gebäude, Hallen, sagen andere Quellen. Und im Jahr 2019 meldeten die Medien einen Bauboom im Wert von 81,5 Milliarden US-Dollar.
Im direkten Vergleich mit anderen Städten liegt New York mit rund 18 Millionen Einwohnern auf Platz acht der meist bewohnten Ballungsräume der Erde. Die Nummer eins ist Tokio. Die japanische Hauptstadt hat mehr als doppelt so viele Einwohner und – mutmaßlich – auch eine mindestens doppelt so hohe Zahl an Gebäuden.
In diesem Ozean aus Stein, Beton und Stahl ist es schwierig Gesetzmäßigkeiten abzuleiten, an denen sich die Designer der „Smart Buildings“ und „Smart Cities“ orientieren können.
Vielleicht hilft eine Daumenregel aus dem US-amerikanischen Immobilienmarkt weiter: Sie besagt, dass die Unternehmen 3 Dollar pro Squarefoot – also pro 1/10 Quadratmeter – für ihre Betriebsmittel bezahlen. 30 Dollar pro Squarefoot sind die Kosten für Miete und 300 Dollar die Kosten für das Gehalt ihrer Angestellten.
Dieser Überlegung wiederum liegt das Konzept des „Well-Buildings“ zugrunde: Wenn die Ausgaben für Angestellte im Vergleich zu anderen Kosten exorbitant hoch sind, sollte das Unternehmen darauf achten, dass sich die Mitarbeiter in ihrem Büro wohl fühlen.
Kriterien für das „Well-Building“ sind unter anderem CO2-Gehalt der Luft, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Und hier kommen wiederum Sensoren, Datenbanken und Cloud-Anwendungen ins Spiel.
Das smarte Büro in der Stadt der Zukunft
Denn das smarte Büro und selbstverständlich auch die smarte Wohnung sind die Grundpfeiler der Geschäftsmodelle vieler Immobilienunternehmen; digital gesteuerte Wohnungen, Büros und Hotels gelten als ein wichtiger Stein im Mosaik der Metropole der Zukunft.
Mit Hilfe von Sensorik und Vernetzung können die Anbieter diese sogenannten ‚Well Buildings‘ für ihre Mieter aufbauen und betreiben. Die Technologie dahinter sind die ‚Smart Building‘-Anwendungen, die das Gebäude regeln und die entscheidenden Werte wie Energieverbrauch, Temperaturen, Luftfeuchtigkeit, Helligkeit konstant halten.
Bei einer Veranstaltung in London treffe ich Experten, die leidenschaftlich über die zukünftigen Städte diskutieren. In den vergangenen Jahren wurden in Großbritannien viele Smart-City- und Smart-Building-Projekte realisiert. Hier wurden Millionen Sensoren verbaut und einige Rechenzentren für den Betrieb der Gebäude errichtet.
Die Verantwortlichen haben Gesetzmäßigkeit kennengelernt, die sich offensichtlich bei Millionen Häusern, Bauwerken und Infrastrukturen rund um den Globus nachweisen lassen.
Etwa die Regel, dass viele Hausbesitzer längst den Überblick über ihre Häuser und ihren Besitz verloren haben. Eine immer wiederkehrende Erfahrung in den Projekten sei, dass Pläne und Unterlagen häufig nur auf Papier existieren. Dieses Papier liege auf Stapeln oder steht in Rollen in einem abgelegenen Kellerraum, für den nur ein Hausmeister einen Schlüssel besitzt. Auf dieses papiernen Chaos hätten pro Gebäude höchstens zwei oder drei Personen Zugriff.
Die Zahle derer, die den Inhalt der Unterlagen verstehen sei häufig noch geringer.
Doch damit nicht genug – einige Hausmeister fühlten sich offensichtlich sehr wohl damit, das Herrschaftswissen über „ihr“ Gebäude zu besitzen und nicht bereit es zu teilen.

Herrschaftswissen über Gebäude
So verschwindet dieses Wissen mit dem Altern des Gebäudes. Bereits nach zwanzig Jahren hat sich ein Gebäudekomplex durch Umbauten schon so sehr verändert, dass kein Mensch mehr einen Überblick haben kann. Jetzt produziert er – wohlmöglich über hunderte Etagen und viele Millionen Quadratmeter Fläche – nahezu unkontrolliert Müll und Luftverschmutzung. Er verschwendet Energie und Rohstoffe, Anlagen werden kaum noch gewartet oder repariert.
Verschwindet der Hausmeister zusammen mit seinem Herrschaftswissen in den Ruhestand, geht auch das letzte strukturierte Wissen verloren.
Deshalb beginne ein Smart-City-Projekt häufig mit der Analyse der einzelnen Gebäude. Die Beteiligten arbeiten an einer Bestandsaufnahme des gesamten Komplexes vermessen und digitalisieren. Sie bringen diese Informationen in eine strukturierte – also digitale – Form. Auf diese Weise konsolidieren die Unternehmen alle Komponenten und Bauteile eines Gebäudes auf einer IT-Plattform innerhalb eines Rechenzentrums. Anschließend werden diese Komponenten und Bauteile mit Sensoren ausgestattet und zu einem Internet-of-Things-System verschaltet.
Nun wird die Stadt als „Computer mit Sensoren“ zur Realität.
Doch die Technologie ist nur ein Problem.
Eine größere Herausforderungen ist es offensichtlich, die Einstellung und die Arbeitsweisen der Hausmeister und der Facilitymanager zu ändern und ihnen die Vorteile der Digitalisierung zu vermitteln.
Im System seien nicht nur die Assets eines Unternehmens strukturiert gelistet und angezeigt. Das System kontrolliert, beobachtet, erstellt Benachrichtigungen, schreibt Anfragen und Erinnerungen an Service und Wartung. Bei einem Defekt schickt es selbstständig einen Reparaturauftrag.
Das ist natürlich ein Tool auf dem Facilitymanager ihr Smart-City-Geschäftsmodell aufbauen und ihren Anteil des Kuchens reklamieren können. Wenn sie hier ansetzen, verkaufen sie in Zukunft ganz neue – „smarte“ – Dienstleistungen zu einer neuen Qualität.
360°Video: Überwachung und Gesichtserkennung in der Smart City mit Huawei’s Intelligent Operation Centre , **klccikckick**
.**~.:.~**.