Auf Bird Island inder Walvisbay wird Guano abgebaut, das ist Vogeldreck, der als Düngemittel heiß begehrt ist. Unsere DEUTSCHELEITKULTURBLOG-Autorin Daniela Hoffmann berichtet von der dritten Woche in Namibia – dieses Mal macht sie eine Bootstour durch die Walvisbay.
Die Pelikane von Walvisbay
Unser Skipper Ruan Geyser vom ältesten Bootstour-Anbieter Levo Dolphin Tours in Walvisbay, der als einziger Veranstalter direkt im Hafen angesiedelt ist, schenkt uns zum Start um halb neun morgens erst mal einen Portwein ein: „Gegen die Seekrankheit“. Gleich danach geht es mit Windhuk Tafel los, Saft oder Cola, wer will. Gegenüber liegt die riesige Maersk „Arizona“ aus Hong Kong im Hafen, noch ist alles in Nebel gehüllt. Nach den Robbenbänken mit ihrem unzweideutigen Duft gibt es einen kurzen Stopp vor einer künstlichen Insel namens Bird Island. Hier wird Guano abgebaut, Vogeldreck, der als Düngemittel heiß begehrt ist.
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Der Skipper erzählt uns, wie Adolf Winter um 1930 die Idee hatte, hier Guano zu gewinnen. Er investierte alles in die zunächst vier Quadratmeter große Plattform über einem Felsen im Meer, ging mehrfach fast Pleite und blieb dennoch hartnäckig seiner Idee treu. Seine Nachfahren machen auch heute noch „Shitloads of Money“, berichtet unser Skipper. Winter habe zu sagen gepflegt: „Wir haben zwar den gleichen Vornamen, Herr Hitler macht jedoch aus Gold Scheiße, während ich aus Scheiße Gold mache“. Die Kids dürfen vorn auf dem Motorboot sitzen und im offenen Meer macht Ruan zum großen Ergötzen ein bisschen „Wellenreiten“. Pelikane fliegen zum Greifen nah neben uns und landen wie auf Wasserskiern im Meer, manchmal lassen sie sich auf dem Bootsdach nieder und schauen neugierig an ihren langen Schnäbeln vorbei, was wir so treiben.
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Dann kommt der versprochene Snack mit frischen Austern und Perlwein. Anders als französische Austern sind die vor allem in China begehrten Kollegen aus Walvis Bay fester in der Konsistenz und schmecken klassisch mit Zitrone, Salz, Pfeffer und einem Schuss Tabasco serviert äußerst lecker. Am Ende kommt nicht nur ein Pelikan ins Boot, auch eine Hafenrobbe namens Lippy lässt sich von uns mit Fisch verwöhnen: Eine Tour, die sich für umgerechnet rund vierzig Euro pro Person mehr als gelohnt hat.
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An der Küste gibt es Fisch satt, eine kleine Abwechslung im Land der Fleischesser. Mit Obst und Gemüse ist es nicht weit her, auf der Speisekarte stehen regelmäßig Kudu, Oryx, Springbock, Rind und Schwein. Wer mag, kann auch Zebra bekommen. Ungeschlagen bleibt das Oryx-Steak in der Waterberg Plateau Lodge, zart und saftig, begleitet von einem gefüllten kleinen Kürbis, Nudeln und köstlicher Soße. Das Essen in Namibia ist durch die Bank lecker, wenn man sich auf den Fleischreichtum einlässt, nur Suppen haben die Eigenart, extrem mit Mehl angedickt zu sein. Selbst die sehr schicken Restaurants an der Küste wie The Thug, The Wreck oder das Jetty 1905 direkt auf dem Pier bieten Hauptgerichte für um die 10 Euro an. Gemüse gibt es selten aus regionalem Anbau, Obst kaum, meist kommen die Vitaminspender aus Südafrika und sind im Supermarkt nach Portionen in Zellophan abgepackt zu kaufen.
Daniela Hoffmann