Tatsache ist, dass die analogen UKW-Autoradios nach und nach von digitalen Geräten abgelöst werden sollen. Viele Verantwortliche aus dem Rundfunkbereich beobachten mit Sorgen, wie die Autohersteller immer mehr Internet-Anwendungen und Datendienste in die Fahrzeuge bringen. Sie vermissen eine klares Bekenntnis der Automobilindustrie zum neuen DAB+-Radio. Im Gespräch mit unserem DEUTSCHELEITKULTURBLOG-Autoren Christian Raum spricht sich der Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) allerdings für den neuen digitalen Radiostandard aus.

DEUTSCHELEITKULTUR: Viele Autofahrer halten ein Autoradio für selbstverständlich, im Moment scheint die Entwicklung vom Autoradio weg zu gehen, hin zu Internet Radio und automatisierten Verkehrs Updates und maschinellen Routenberechnungen. Offensichtlich werden eines Tages die Autoradios nicht mehr zur Verkehrssteuerung gebraucht – deshalb meine Frage: Werden sie dann aus den Serienautos verschwinden und nur noch gegen Aufpreis und als Luxusgut in den Fahrzeugen eingebaut?
Matthias Wissmann: Radio erreicht an einem durchschnittlichen Wochentag etwa 80 Prozent der Gesamtbevölkerung und ist – laut aktuellen Zahlen der Media-Analyse – damit unverändert das reichweitenstärkste Medium in Deutschland. Gegenüber dem Internet hat das Radio einen Vorteil: Es ist – zumindest in Deutschland – stets zu empfangen, auch wenn es nicht immer der Lieblingssender sein kann. Mit DAB+ wird auch dies dann möglich sein. Kurz: Zum Auto wird auch künftig das Autoradio gehören.

DEUTSCHELEITKULTUR: Unterstützen die Mitglieder Ihres Verbandes die DAB+-Technologie in den Fahrzeugen?
Matthias Wissmann: Für die Automobilindustrie ist der Übergang vom analogen auf das digitale Radio wichtig, weil die Versorgung mit Verkehrsinformationen beim analogen Radio zunehmend an ihre Grenzen stößt. Mit dem digitalen Radio können mehr Informationen bereit gestellt werden, etwa Verkehrsmeldungen. Nicht nur für Bundesfernstraßen, sondern auch für das nachgelagerte Netz, vor allem in Ballungsräumen. Auch die Informationen selbst werden präziser. So können etwa Staumeldungen nicht mehr nur für Autobahnteilstücke, sondern nahezu metergenau gegeben werden. Der VDA spricht sich seit langem für das Digitale Radio aus.
DEUTSCHELEITKULTUR: Könnten Sie mir darüber Auskunft geben, wie der Stand der Diskussionen in ihrem Verband ist? Werden die Konzerne umdenken und auch außerhalb der Premium Marken DAB+ anbieten und in Serie ausrollen?
Matthias Wissmann: Hier wollen wir dem Kunden nicht vorgreifen. Entscheidend ist, dass er die Wahlmöglichkeit hat. Außerdem hängt dies immer auch vom Markt, also von Angebot und Nachfrage ab. Bislang bleiben sowohl die Netzabdeckung als auch die Programmvielfalt noch weit hinter dem heutigen analogen UKW-Angebot zurück. Nimmt das Angebot zu, gibt es auch eine entsprechende Nachfrage.
DEUTSCHELEITKULTUR: Bei der Umstellung von UKW auf DAB+ ist natürlich eine entscheidende Frage, wie lange die Automobilindustrie benötigt, um den gesamten Fahrzeugbestand von UKW-Radios auf digitale Technologien zu überführen?
Matthias Wissmann: Bereits heute können alle Neuwagen deutscher Konzernmarken mit DAB+ ausgestattet werden. Innovationen werden stets über die Neuzulassungen in den Markt gebracht, eine „Umrüstung“ des gesamten Pkw-Bestandes ist keine Option.
Autor: Christian Raum, Gespräch vom Herbst 2014