Autohersteller und StartUps beobachten sich misstrauisch. Einerseits sind sie aufeinander angewiesen und gehen aufeinander zu. Andererseits ist die Fallhöhe zwischen den Unternehmen gigantisch. Volkswagen beschäftigt rund 600.000 Menschen und gilt als einer der wichtigsten Arbeitgeber weltweit. Seine kleinen Herausforderer aus der Gründerszene beschäftigen zwischen zehn und fünfzehn Mitarbeiter.

Doch haben sie den Vorteil, dass sie aus einer neuen Perspektive auf das alte Automobilgeschäft blicken. Mit viel Kreativität und hoher Geschwindigkeit verändern sie die Erwartungen der Menschen an Fahrzeuge und Mobilität.
Der Deutscheleitkulturblog stellt StartUps vor, die bereits damit begonnen haben Geschäftsmodelle und –abläufe innerhalb des automobilen Universums zu verändern.
On Board Diagnose Systeme: Datenauswertung für Jeden
Eine Überlegung beim Start des US-amerikanischen Anbieters Dash war, dass viele Menschen ein grundsätzliches Misstrauen gegen Werkstätten und Autohändler haben, berichtet Jamyn Edis, CEO und Founder von Dash. Auf diesem grundsätzlichen Misstrauen bauten die Gründer einen Teil ihres Geschäftsmodells. „Wenn an einem Armaturenbrett eine Warnlampe leuchtet, müssen die Fahrer nicht mehr wie früher das Fahrzeug blauäugig ihrer Werkstatt überlassen“, erkärt Edis. Denn Dash gebe den Fahrern die Möglichkeit die Daten aus den On-Board-Diagnose-Systemen in der Dash-Cloud auswerten zu lassen.
Hierzu schicken die Anwendungen die Auswertungen des OBD-II-Fehlerprotokolls auf das Smartphone: Was ist kaputt? Welche Teile sind zur Reparatur notwendig? Und mit welchem Preis kann der Kunde rechnen? Zusammen mit der Antwort der Analyse Software sendet die Cloud eine Empfehlung, wo der Fahrer die nächste Werkstatt findet.
Inzwischen hat Dash die Anwendungen in der Cloud weiter ausgebaut, das Geschäftsmodell erweitert und neue Kunden erschlossen. Das Unternehmen gibt seinen Anwendern heute die gesamte Steuerung des Autos auf das Smartphone.
„Vier Datenquellen liefern Informationen in unsere Dash-Cloud-Anwendungen: Die OBD-II-Systeme und die Smartphones – deren GPS Anwendungen schicken uns beispielsweise die Positionen der Autos.“ Die dritte Datenquelle seien Authentifizierungssysteme des Fahrers etwa im Auto oder auch bei Facebook. „Und als vierte Datenquelle zählen wird das Internet. Wir werten verschiedenste Informationen aus, die für den Fahrer wichtig sein könnten – etwa Wetternachrichten oder Staumeldungen. Insgesamt nutzen wir 200 Datenpunkte.“ Und mit diesem Datenkraken-Konzept scheint Dash erfolgreich zu sein – bereits 200.000 Fahrer hätten sich bei den Cloud Anwendungen angemeldet und ließen ihre On Board Systeme von Dash analysieren.
Für den B-to-B-Markt biete Dash eine Entwicklerplattform an und hat Softwarepakete für Unternehmen erstellt.
„OEMs sind im Moment nicht in unserem Fokus. Wir sprechen aber mit Versicherungen. Die haben ein großes Interesse daran die On Board Daten ihrer Kunden zu erhalten und auszuwerten“, so Edis weiter. Er sehe einen gigantischen Markt für Dash. „Denn jedes seit 1996 in den USA hergestellt Auto kann über den OBD-Plug mit unseren Rechenzentren verbunden werden – das sind rund 250 Millionen Fahrzeuge.“
Veröffentlicht im September 2015 in „CAR IT“