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Smart Barcelona: „Die Daten gehören den Menschen“
Deutsche Leitkultur Blog by Christian Raum
Berlin, June 21st 2017

Francesca Bria plant die Smart City ohne große IT- und Internet-Anbieter. Barcelona wolle sich von niemandem abhängig machen. Denn die Demokratie solle die Technologie führen – und nicht die Technologie über die Demokratie entscheiden. Die katalanische Metropole sieht sich selber als “Demokratische Stadt”, die Verantwortlichen arbeiten an der Transformation hin zu einem Modell, dass die sozialen Ungerechtigkeiten reduzieren soll. Sie wollen Demokratie, Solidarität und nachhaltige Produktion stärken.
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Ein Teil dieser Strategie sei es, die Privatisierung von Daten der Einwohner zu verhindern. Deshalb möchte die Verwaltung die Digitalisierung ihrer Kommune selber steuern und die Daten als gesellschaftliches Vermögen behalten und auszuwerten.
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„Es gibt keine digitale Revolution ohne Demokratie“, sagt Francesca Bria, Chief Technology and Digital Innovation Officer, City of Barcelona auf einer Podiumsdiskussion in Berlin. „Deshalb denken wir die Digitalisierung Barcelonas zunächst aus der Sicht der Bürger – und starten bei unseren Überlegungen eben nicht mit der Technologie und dem, was theoretisch möglich wäre.“
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Die Entscheidung in Barcelona sei, dass sich die Politik gegen die Disruption der Stadt ausgesprochen habe. „Wir wollen Nachhaltigkeit, soziales Wohnen, schlaue Verkehrsteuerung“, betont Bria. „Deshalb werden wir nicht mit Plattformen wie Uber oder AirBnB arbeiten. Wir wollen nicht, dass private Internet-Unternehmen mit unseren Daten arbeiten.“ Denn sie sei der Überzeugung, dass die Daten der Stadt den Menschen gehören: „Daten dürfen nicht privatisiert werden!“
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Der spanische Staat hat die Digitalisierung der Städte beschlossen und die Richtlinien dafür vorgegeben. Doch die Verantwortung für die Umsetzung liege bei den einzelnen Stadtverwaltungen. Gemeinsam mit ihrem Team überdenke Bria jetzt die bisherige Smart-City-Agenda. „Wir überlegen uns, was die Bürger wirklich brauchen. Von da aus starten wir.“ Das Ziel sei es, die Infrastruktur eigenständig aufzubauen und sie selber zu betreiben. „Wenn die Plattform steht, geben wir Unternehmen aus Barcelona und der Umgebung die Möglichkeit, ihre Software und ihre Apps hier anzubieten.“
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Damit sieht sie sich im Widerspruch zu den Angeboten der großen IT-Hersteller. „Smart City ist im Grunde ein Konzept, dass sich die Anbieter auf Grund ihrer Technologien ausgedacht haben“, erklärt Bria. „Aber so denken wir nicht. Die Technologie ist ganz sicher ein Teil einer smarten Stadt. Aber wir denken, dass die Demokratie die Technologie führen soll – und nicht umgekehrt.“
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Die Provider seien als Partner der Stadt herzlich willkommen. „Aber wir werden uns nicht von den Providern abhängig machen. Oder uns von ihnen die Regeln diktieren lassen.“
Christian Raum