Verkehrsexperimente im „Reallabor“

Im „Reallabor Schorndorf“ arbeiten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit Partnern an einem bedarfsorientierten, digital gestützten Busfahrplan. Der soll ohne feste Haltestellen auskommen und den Nahverkehr an die individuellen Ansprüche der Nutzer anpassen. Notwendig ist eine Bus-App, mit der die Kunden den Busfahrplan steuern.

(Quelle: DLR)
(Quelle: DLR)

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„Ziel des Projekts ist es, gemeinsam mit den Schorndorfer Bürgerinnen und Bürgern ein zukunftsweisendes Mobilitätskonzept zu entwerfen und die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs zu steigern“, unterstreicht Matthias Klötzke, Projektkoordinator des Reallabors Schorndorf und DLR-Wissenschaftler im Bereich Verkehr. „Wir wollen möglichst flexibel und nah am Bedarf der Nutzer vor Ort sein, dabei aber auch durch die Wahl optimaler Routen und die Vermeidung unnötiger Fahrten den Ressourceneinsatz verbessern.“ Deshalb seien die drei Säulen des Projektes die neuen Fahrzeugkonzepte, die Verkehrssteuerung und die Bürgerbeteiligung. Ein typisches Problem des öffentlichen Nahverkehrs ist, dass die Kunden die Angebote häufig als wenig flexibel empfinden. Außerhalb der Hauptverkehrszeiten sind die Busse nur schlecht genutzt. Die eingesetzten Fahrzeuge der Verkehrsgesellschaften sind dann häufig zu groß und damit auch zu teuer. Und es scheint ein Wunsch der Bevölkerung zu sein, selbst Einfluss auf die Verkehrsplanung zu nehmen. Als Lösung bietet das DLR das Konzept eines individuell abrufbaren Quartiersbussystems an.

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„Dafür verzichten wir auf feste Haltestellen, auf Linien und Fahrpläne. Unser Service ist Busfahren-on-Demand. Daraus ergeben sich ganz neue Herausforderungen, zum Beispiel die Kommunikation zwischen Fahrgast, Busfahrer und Leitstelle“, sagt DLR-Forscher Matthias Klötzke. Fahrgäste sollen per Smartphone-App, Heimcomputer oder Telefon ihre Fahrtwünsche übermitteln können. Auf der Empfängerseite benötigen Busfahrer wie Leitstelle entsprechende Anwendungen und Nutzeroberflächen, um Fahrtenwünsche auszuwerten und umzusetzen. Auf Basis dieser Ergebnisse erforschen die Wissenschaftler innovative Fahrzeugkonzepte, die den Anforderungen eines bedarfsorientierten Services am besten gerecht werden: Größe, Zahl der Sitzplätze und Innenraumgestaltung werden dabei ebenso einfließen wie Fragen nach der geeigneten Antriebstechnologie, dem Energieverbrauch und Emissionen.

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(Quelle: DLR)
(Quelle: DLR)

Ziel des Schorndorfer Oberbürgermeisters Matthias Klopfer ist „künftig ein deutlich verbessertes Angebot im öffentlichen Personennahverkehr in unserer Stadt bereitzustellen“. Und er denkt schon weiter: „Wir wollen im Reallabor Schorndorf die Zukunftsthemen Elektromobilität und auch das autonome Fahren praxisorientiert umsetzen.“ Bis dahin wird aber noch einige Zeit vergehen. Der  aktuelle Zeitplan sieht zunächst die Entwicklung und das Testen der neuen Busfahren-on-Demand-Konzepte, des Backendes und der Apps vor. Dann sollen die entwickelten System auf den Servern des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart implementiert und zum Fahrplanwechsel 2018/2019 soll der neue Service online gehen.

Christian Raum / veröffentlicht im Magazin CAR IT 1/2016

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